Das "Man steigt nicht zweimal in denselben Fluss", alles hängt mit allem zusammen, nichts bleibt wie es ist. Das waren ja immer schon die Themen "vom Wolfjang".
Er hatte gerade seinen Schlaganfall überwunden, wir sangen gemeinsam das Titellied aus der Fernsehserie "Tammy, das Mädchen vom Hausboot". Die kennt nur, wer in den Sechzigern oder Siebzigern aufgewachsen ist. Niedecken ist wie ein Vertrauter, er hat in seiner Jugend gegessen, was ich gegessen habe, er hat im Fernsehen gesehen, was ich sah. Er hat aus den Stimmungen meiner Pubertät, Songs gemacht. In einer Sprache, die man nur verstehen kann, wenn man sie im Herzen hat.
Aber das ist ein anderes Thema. Mit der neuen CD war es — nun, ja — man hat gefremdelt. Alles schon mal, und da doch viel besser gehört! Für peinliche Zeilen kurz fremdgeschämt: "Man muss kei'm mehr was beweisen, nicht mal Florian Silbereisen. Denn nur die Zeit, die wir uns nehmen, ess die Zeit, die uns tatsächlich jet jitt, wirklich jet jitt. Das Liebeslied für die jüngere der beiden Töchter "Mittlerweile Josephine".
Ja, ganz schön. Müde, Klasse drunter, nichts, was man auf einer Demo mitgrölen würde. Niedecken ist 69 Jahre alt. Er trägt noch immer Jeanshemden und diese Clubmaster-Sonnenbrillen von Ray-Ban, vielleicht auch von einer anderen Marke, egal. Die Haare sind immer noch lockig und lang. Aber grau. Schöne Gitarre, schöne Gestalt. Im März ist er Opa geworden. Er steht noch immer auf der richtigen Seite, ist "Jraaduss".
Die Stimme ist rauer. Man würde ihn immer noch gern anrufen können und um Help! Früher Wellenreiter, jetzt Jeisterfahrer. Wie Familiengeburtstag am "Chippendale Desch". Man kennt alle, man kann die Sprüche mitbeten, die alten Leiern mitsingen und die Hitzigkeiten voraussagen — und es fühlte sich gut und geborgen an. Dieses Album hier, irgendwie anders. Oder ich mich entfremdet?
